Warum das Thema im Online-Marketing gerade jetzt zählt
Online-Marketing ist längst ein Geschwindigkeits-Spiel: mehr Kanäle, mehr Content-Formate, mehr Tests, mehr Daten. Gleichzeitig fehlen Zeit, Fokus und oft auch klare Prozesse. Genau hier tauchen Begriffe wie ChatGPT, Chatbot oder Gemini auf: Sie versprechen, Texte zu beschleunigen, Ideen zu liefern, Aufgaben zu automatisieren und schneller bessere Entscheidungen vorzubereiten.
Das Problem: Viele nutzen KI wie einen „Allwissenden Praktikanten“. Das endet in austauschbarem Content, falschen Aussagen oder gefährlichen Werbeversprechen. Wenn du verstehst, was ChatGPT, Gemini und Co. wirklich gut kann (und was nicht), erreichst du deine Ziele schneller, konsistenter und messbar effizienter – ohne Qualität zu verlieren.
Definition: Was ist ChatGPT (und was ist ein Chatbot)?
ChatGPT ist eine KI, die auf einem Large Language Model (LLM) basiert. Ein LLM erzeugt Text, indem es auf Basis von Eingaben (Prompts) die wahrscheinlich nächsten Wörter (genauer: Token) berechnet und daraus Antworten formt.
Chatbot ist dagegen ein Oberbegriff: Ein Chatbot kann regelbasiert sein (Wenn-Dann-Logik) oder KI-basiert (LLM). Gemini ist ein weiteres KI-System (ebenfalls LLM-basiert), das ähnliche Aufgaben lösen kann. Für dich als Marketer zählt weniger der Markenname, sondern: Kann das System deine Marketing-Aufgaben zuverlässig, wiederholbar und messbar unterstützen?
Wie ChatGPT funktioniert (praxisnah erklärt)
1. Es „weiß“ nicht – es vermutet
ChatGPT hat kein menschliches Verständnis. Es erzeugt Antworten, indem es Muster aus Trainingsdaten nutzt und daraus Wahrscheinlichkeiten für die nächsten Textbausteine ableitet. Das ist der Grund, warum Antworten manchmal brillant wirken – und manchmal überzeugend falsch.
2. Kontext ist nicht Wissen
Was du im Chat schreibst, ist Kontext. Das Modell arbeitet mit diesem Kontext, um die Antwort zu formen. Fehlt Kontext (Zielgruppe, Ton, Angebot, Proof, Einschränkungen), füllt die KI Lücken oft mit Annahmen. Du bekommst dann „glatte“ Texte, die nicht zu deinem Business passen.
3. Tools & Daten entscheiden über Zuverlässigkeit
Ein LLM ohne Daten ist ein guter Texter. Ein LLM mit deinen Daten und klaren Regeln wird ein Produktivitäts-System. In der Praxis heißt das: Wissensbasis (FAQs, Produktinfos, Cases), klare Richtlinien (Brand Voice, Claims), und bei Automatisierung: saubere Schnittstellen (z. B. CRM, CMS, E-Mail-Tool).
Merksatz: ChatGPT ist kein Marketing-Genie – aber ein Turbo, wenn du ihm Ziel, Kontext und Grenzen gibst.
Was ChatGPT im Marketing wirklich gut kann
- Ideen & Varianten: Hooks, Headlines, Ad-Varianten, CTA-Alternativen in Sekunden.
- Struktur & Erstentwürfe: Gliederungen, Briefings, Landingpage-Rohtexte, E-Mail-Sequenzen.
- Umformulieren & Tonalität: Kurz/lang, Du/Sie, seriös/locker, präziser, „stelle den Mehrwert in den Fokus“.
- Zusammenfassen & Extrahieren: Meeting-Notizen zu Tasks, Reviews zu Pain Points, Chat-Logs zu FAQ-Entwürfen.
- Systematisieren: Checklisten, SOPs, Content-Workflows, UTM-Namenskonventionen.
- Automatisierung (mit Regeln): Klassifizieren, taggen, priorisieren, Vorschläge erzeugen – wenn du klare Kriterien vorgibst.
Was ChatGPT nicht zuverlässig kann (und wo du aufpassen musst)
- Fakten garantieren: Ohne verifizierbare Quellen kann es plausible, aber falsche Details liefern.
- Performance versprechen: Auch von KI erzeugte Texte sind nicht perfekt und müssen ggf. getestet und optimiert werden.
- Recht & Compliance ersetzen: Datenschutz, Markenrecht, Heilmittelwerbung, Pflichtangaben: immer prüfen.
- Dein Business „erraten“: Ohne Positionierung, Zielgruppe, Offer und Proof wird es generisch.
- Saubere Datenarbeit automatisch: Wenn Tracking/CRM-Daten chaotisch sind, wird KI nicht magisch Ordnung schaffen.
Praxisbeispiele: So nutzt du ChatGPT sofort sinnvoll
Beispiel 1: SEO-Content-Briefing in 15 Minuten statt 2 Stunden
Ziel: Du willst einen Artikel planen, der die Suchintention deines potenziellen Kunden trifft und ihn zu deiner Aktion verleitet.
- Input: Keyword, Zielgruppe, Angebot, interne Links, gewünschte Tiefe.
- Output: Struktur (H2/H3), W-Fragen, Argumentationslinie, interne CTA-Ideen.
Prompt-Beispiel:
„Erstelle ein SEO-Briefing für das Keyword ‘ChatGPT Marketing’. Zielgruppe: Online-Marketer (Anfänger in KI). Ziel: praxisnah, ergebnisorientiert. Liefere: Suchintention, Gliederung (H2/H3), 5 konkrete Beispiele, typische Fehler, Checkliste, CTA-Ideen. Vermeide Floskeln und generische Aussagen.“
Wichtig: Lass dir zusätzlich eine Liste der Aussagen markieren, die faktenbasiert geprüft werden müssen (z. B. Tool-Funktionen, rechtliche Aussagen).
Beispiel 2: Mehr Ad-Varianten testen, ohne Qualitätsverlust
Ziel: Du willst zu einem Angebot verschiedene Ads testen (Meta/Google/LinkedIn).
- Input: Zielgruppe, Problem, Mechanismus, Proof, No-Go-Claims, Ton.
- Output: 20 Hook-Varianten + 10 Primary Texts + 10 Headlines, gruppiert nach Hook.
Praxis-Regel: Lass dir Varianten nach „Hook“ clustern (z. B. Zeit sparen, Risiko reduzieren, Ergebnisse, Vergleich, Einwandbehandlung). So testest du nicht nur Formulierungen, sondern echte Hypothesen.
Beispiel 3: E-Mail-Sequenzen, die nach deinem Brand klingen
Viele E-Mail-Texte scheitern nicht an der Grammatik, sondern an Positionierung und Ton.
- Schritt 1: Gib 3–5 echte E-Mails von dir als Stil-Referenz (ohne sensible Daten).
- Schritt 2: Definiere Regeln: Satzlänge, Emojis ja/nein, direkte Ansprache, „harte“ CTAs.
- Schritt 3: Lasse 5 Sequenz-Mails erstellen: Welcome, Problem, Case/Proof, Einwand, Angebot.
Bonus: Lass die KI am Ende jeder Mail eine klare Messhypothese formulieren (z. B. „Diese Mail soll Antworten auslösen“ vs. „Diese Mail soll Klicks holen“). Das verbessert deine Tests.
Beispiel 4 (Web/Software): Website-Chatbot mit eigener Wissensbasis statt „Freestyle-Antworten“
Wenn du ChatGPT als Chatbot auf deiner Website nutzt, ist der größte Fehler: Du lässt es ohne verlässliche Daten antworten. Besser ist ein Setup mit Wissensbasis (FAQ, Doku, Leistungsseiten) und klaren Grenzen.
- Frontend: Chat-UI, Eingabe, Verlauf, Feedback-Buttons („hilfreich/unklar“).
- Backend: Endpoint, der Nutzerfrage annimmt, relevante Inhalte sucht und dann erst die KI antworten lässt.
- Wissensabruf (RAG): Du speicherst Textabschnitte aus deinen Seiten/Docs, suchst passende Passagen und gibst sie als Kontext mit.
- Regeln: „Wenn keine passende Passage gefunden wird: Rückfrage stellen oder auf Kontakt verweisen.“
Bonus: Setze die Temperatur des LLMs in den API-Parametern herunter, um deutlich weniger Zufall und Halluzinationen zu erhalten.
Ergebnis: Der Bot wird weniger kreativ, aber deutlich verlässlicher. Genau das willst du im Marketing, wenn es um Preise, Leistungen, Garantien und Prozesse geht.
Häufige Missverständnisse und typische Fehler
- „ChatGPT schreibt fertigen Top-Content“ → Ohne gute Anweisungen, Grenzen und Redaktionsprozess wird es generisch und fehleranfällig.
- Vage Prompts → „Schreib eine Landingpage“ erzeugt Durchschnitt. Besser: Ziel, Offer, Einwände, Ton, Struktur.
- Keine Grenzen → Ohne No-Go-Claims und Compliance-Regeln riskierst du problematische Aussagen.
- Keine Qualitätskontrolle → Faktencheck, Markenstimme, Beispiele und Nutzerbezug sind Pflicht.
- „Automatisierung“ ohne Kriterien → Wenn du nicht definierst, was ein „guter Lead“ ist, wird KI willkürlich.
- Sensible Daten im Prompt → Kunden- oder Vertragsdaten gehören nicht unkontrolliert in öffentliche Tools.
Best Practices: Checkliste für bessere Ergebnisse
- Ziel definieren: Was soll am Ende messbar besser sein? (Zeit, Qualität, CTR, Antworten, SQLs)
- Kontext geben: Zielgruppe, Offer, Proof, Ton, Format, No-Gos.
- Output-Format festlegen: Tabellen, Bullet Points, Varianten nach Hooks, „erst Struktur dann Text“.
- Fakten markieren lassen: „Markiere alle Aussagen, die geprüft werden müssen.“
- Iterieren statt einmal fragen: Erst Briefing → dann Rohtext → dann Kürzen → dann Brand Voice.
- Prozesse bauen: Wiederverwendbare Prompt-Templates, SOPs, Review-Schritte.
- Automatisierung sauber starten: Erst 1 Workflow, klare Regeln, Feedback sammeln, dann skalieren.
Fazit
ChatGPT (und Alternativen wie Gemini) sind im Marketing am stärksten, wenn du sie als System zur Beschleunigung nutzt: Ideen, Struktur, Varianten, Zusammenfassungen und regelbasierte Automatisierung. Sie sind am schwächsten, wenn du ihnen Verantwortung für Fakten, Business-Entscheidungen oder Compliance überlässt.
Nächster Schritt
Wähle eine Marketing-Aufgabe, die dich jede Woche Zeit kostet (z. B. Content-Briefings, Ad-Varianten oder Lead-Qualifizierung). Baue dafür ein kleines Prompt-Template mit festen Inputs (Zielgruppe, Offer, Ton, No-Gos) und einem festen Review-Schritt. Wenn das stabil läuft, erst dann automatisieren.
Weiterführende Begriffe
- LLM (Large Language Model)
- Prompt Engineering
- RAG (Retrieval-Augmented Generation)
- Embeddings / Vektorsuche
- Brand Voice Guidelines
- A/B-Testing & Hypothesen
- Marketing-Automatisierung
- Halluzinationen (plausible Fehler)
Wenn du diese Praxisbeispiele und Templates nicht verpassen möchtest, abonniere den Blog auf meiner Webseite und folge mir auf LinkedIn.
Häufige Fragen
Ist ChatGPT ein Chatbot oder ein LLM?
ChatGPT ist eine Anwendung, die auf einem LLM basiert. Ein Chatbot ist der Oberbegriff und kann regelbasiert oder KI-basiert (LLM) sein.
Kann ich ChatGPT für SEO nutzen, ohne dass der Content generisch wird?
Ja, wenn du mit Briefings, echten Beispielen, Proof und klarer Tonalität arbeitest. Lass zuerst eine Struktur erstellen, ergänze eigene Expertise und prüfe Fakten konsequent.
Warum liefert ChatGPT manchmal falsche, aber überzeugende Antworten?
Weil es Text anhand von Wahrscheinlichkeiten erzeugt. Wenn Kontext fehlt oder Fakten nicht im Prompt enthalten sind, füllt die KI Lücken mit plausiblen Annahmen. Deshalb: Fakten markieren lassen und prüfen.
Was ist besser: ChatGPT oder Gemini fürs Marketing?
Beide können ähnliche Aufgaben lösen. Entscheidend sind deine Workflows: klare Inputs, feste Output-Formate, Review-Prozess und (bei Chatbots) eine saubere Wissensbasis statt Freestyle-Antworten.
Wie starte ich am schnellsten mit KI im Marketing?
Wähle eine wiederkehrende Aufgabe (z. B. Ad-Varianten oder Content-Briefings), baue ein Prompt-Template mit festen Feldern (Zielgruppe, Offer, Ton, No-Gos) und führe einen kurzen Review-Schritt ein.
